Start des Never Forget-Projekts: Jugendliche sprechen mit Zeitzeugin Lisa Baer

Das »Never Forget«-Projekt startet nach einer Pilotphase in diesem Jahr in seine intensive Phase. Und das ist für alle Beteiligten etwas ganz besonderes – denn in diesem Projekt werden junge Menschen zu internationalen Zweitzeug*innen. 

Vier Gruppen von Jugendlichen sprechen mit Zeitzeug*innen aus den USA (Lisa Baer, Norbert Strauss) sowie Europa (Dr. Leon Weintraub, Eva Weyl). Die Gruppen selbst kommen aus Essen und Olfen in NRW sowie New York City und Tulsa (Oklahoma) in den USA. Nach den Gesprächen werden die Jugendlichen als Zweitzeug*innen aktiv und gestalten kreative Produkte zu den Biographien der Zeitzeug*innen und damit verbundenen Themen. In internationalen Online-Dialogen sprechen sie anschließend mit ihren Peers über die Erinnerungskultur der Zukunft und wie sie es möglich machen möchten, dem Titel des Projektes gerecht zu werden – die Geschichten von Holocaustüberlebenden niemals zu vergessen.

Gestern Abend, am 24. Juni, fand das erste Online-Treffen zwischen Zeitzeugin Lisa Baer und den Essener Schüler*innen der Elsa-Brändström-Realschule statt. US-Amerikanerin Baer, geboren in Frankfurt am Main, floh 1940 als 14-jährige vor der Verfolgung der Nationalsozialist*innen über Portugal in die USA. In einem umgebauten Bananenschiff erreichte sie nach Jahren der Verfolgung als Jüdin im nationalsozialistischen Deutschland ihre neue Heimat.

Die Teilnehmer*innen, alle ebenfalls um die 14 Jahre alt, hatten viele Fragen an die Zeitzeugin. Wie hat sich ihr Leben verändert, nachdem im Deutschen Reich 1933 Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde? Wie geht man mit seinen Emotionen um, wenn man fliehen muss? Und wie war es, in einem neuen Land von vorn anfangen zu müssen?

Lisa Baer erzählte von ihren Erfahrungen während der Reichspogromnacht 1938, als Nationalsozialisten in ihr Elternhaus eindrangen. Sie berichtete von ihrer »street-smarten« Mutter, die die Familie zusammenhielt und dafür sorgte, dass Lisa keinen Hunger leiden musste. Und sie erwähnte auch die bürokratischen Schwierigkeiten, an die überlebenswichtigen Papiere zu gelangen, die es durch die Quotenregelung für die Einreise in den USA brauchte.

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW Ina Brandes begleitete das Zeitzeuginnengespräch und lud Jugendliche in die Staatskanzlei nach Düsseldorf ein. Das Projekt wird durch das Ministerium gefördert.

In den kommenden Wochen finden Zeitzeug*innengespräche mit Norbert Strauss, Eva Weyl und Dr. Leon Weintraub statt. Anschließend sprechen die Jugendlichen in transnationalen Online-Dialogen. Weitere Informationen veröffentlichen wir hier auf unserer Website.

Die Pressemitteilung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW kannst du hier lesen.