Bert Max Silbermann
Kurzbiografie
Bert Max Silbermann wurde 1932 in Berlin geboren. Bereits im jungen Alter von nur sechs Jahren flohen seine Eltern und er aus dem nationalsozialistischen Deutschland – erste Zwischenstation: die Niederlande, vorläufige Endstation nach einer mehrwöchigen Seeüberfahrt: Uruguay. In der dortigen Küstenstadt Montevideo fand Silbermann schließlich seine zweite »Heimat«. Weil er mit anderen Kindern auf der Straße Fußball spielte, erlernte er recht schnell die spanische Sprache und konnte so das Gymnasium absolvieren. Er machte eine Lehre zum Luftverkehrskaufmann, bekam aufgrund seiner Deutschkenntnisse sogar eine Stelle bei der Lufthansa und gründete eine Familie. Im Zuge der Militärdiktatur und der anhaltenden schlechten Wirtschaftslage des Landes wagte Silbermann, der sich immer als Deutscher fühlte, 1981 den großen Schritt und kehrte nach über 40 Jahren ins geteilte Deutschland zurück. Doch auch nach seiner Rückkehr war der Antisemitismus stets spürbar.
Bert Max Silbermann verbrachte die letzten Jahre in einem Seniorenheim in Frankfurt am Main, das er gerne als sein Zuhause bezeichnete. Er starb im Juli 2018. In unserem Nachruf nehmen wir Abschied von ihm.
»Ich bin der größte Optimist aller Pessimisten.«
Ein Bild zum Weiterleben
Fußball hatte für Bert Max Silbermann schon immer eine wichtige Bedeutung. Nach seiner Ankunft 1938 in Montevideo, Uruguay fing er an, auf der Straße mit anderen Kindern Fußball zu spielen. So lernte er spielerisch Spanisch und es half ihm, sich in Uruguay einzuleben. Herr Silbermann zeigte uns ein Wappen des Club Nacional de Football, einem Fußballverein aus Montevideo. Damals war er ein großer Fan von diesem Verein und sammelte darauf auch Unterschriften der Fußballer, die 1950 Weltmeister wurden. Nachdem er aber nach Deutschland ging, schwand das Interesse nach und nach, aber dennoch ist der Fußball etwas, was beide für ihn so wichtigen Länder – Uruguay und Deutschland – miteinander verbindet.
Unsere Begegnung
Bert Max Silbermann lebte schon seit circa zehn Jahren in der Budge-Stiftung in Frankfurt am Main. Die Budge-Stiftung ist eine Seniorenwohnanlage, in der Menschen jüdischen Glaubens friedlich mit Menschen anderer Religionen zusammenleben. Er lebte dort in seiner eigenen Wohnung, die er gemütlich eingerichtet hat. An den Wänden hingen viele Fotos seiner Familie – seine Töchter, sein Sohn und seine Enkelkinder – und auch Fotos seiner deutschen Familienangehörigen, die das Naziregime nicht überlebt haben. Sein Lieblingsort in der Wohnung war sein superbequemer Sessel mit einem kleinen Beistelltisch, einer Lampe und einem Telefon. So konnte er von einem Ort aus lesen, kommunizieren und Fußball gucken.
Bei unserem Interview war Herr Silbermann zunächst kritisch, abwägend, distanziert. Doch dann öffnete sich eine Schleuse und er hat uns von seiner Kindheit in Berlin, dem Abenteuer der Schiffsreise – aus Augen eines Kindes – aber auch den Sorgen und Ängsten, die er bei den Erwachsenen während der Überfahrt spürte, erzählt. Auch an der Zeit in einer neuen Welt, mit den Eltern und deren Schwierigkeiten, sich dort heimisch zu fühlen, überhaupt anzukommen, ließ er uns teilhaben. Er zeigte uns alte Familienbilder und berichtete, was seiner Familie im Nationalsozialismus angetan wurde. Viele Familienangehörige haben diese Zeit nicht überlebt.
Wir begegneten einem Gentleman, der stets sehr gut gekleidet war (Jackett, Hemd und Schlips). Er war sehr charmant, bedacht auf gute Umgangsformen, mit hellen blauen Augen, beobachtend und den Schalk im Nacken (so sagt man es im Ruhrgebiet) – ein Liebling der Frauen.
Autor*innen: Zweitzeug*innen Anja Sigesmund & Manfred Fischer
Kennenlernen, Erinnern, Weitergeben
Bert Max Silbermanns Geschichte für Zuhause
Das ganze Interview und alles zum Leben von Bert Max Silbermann wird bald als Interview-Magazin veröffentlicht. Aktuell arbeiten wir noch daran. Wir freuen uns sehr, wenn Du uns mit einer Spende unterstützt, damit wir das Magazin bald drucken können:
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