Eva Weyl
Kurzbiografie
Eva Weyl ist am 07. Juni 1935 in Arnheim in den Niederlanden geboren. Ihre Eltern sind zuvor aus Deutschland in die Niederlande emigriert. Ihre Großväter kamen bald in die Niederlande nach, wo Eva mit ihrer Familie eine schöne Kindheit verlebte, bis sie 1942 ins Lager Westerbork geschickt wurden.
Auch hier hatte sie das Glück, von ihren Eltern so gut es ging beschützt zu werden. Sie besuchte eine Schule, die Familie konnte mehreren Deportationen knapp entgehen und lebte so bis zur Befreiung in Westerbork.
Nach dem Krieg studierte Eva Weyl in Amerika und in der Schweiz, sie reiste viel, gründete eine Familie und arbeitete hart. Die Familie feierte jedes Jahr den 12. April, den Tag der Befreiung. Für Eva Weyl ist dies bis heute ein wichtiges Datum. Ihr Vater ging zum Ende seines Lebens zwei Mal an seine alte Schule in seiner Heimatstadt Kleve, um seine Geschichte zu erzählen, und es war ihm wichtig, dass auch Eva die Geschichte der Familie kennt und weiterträgt. Heute ist dies zu ihrer Lebensaufgabe geworden – jungen Menschen ihre Geschichte zu erzählen.
»Denn ihr seid jetzt meine Zeitzeugen. Vergiss das nicht. Ich brauche euch, um meine Geschichte weiter zu erzählen.«
Ein Bild zum Weiterleben
Auf die Frage, was ihr geholfen habe, ein neues Leben zu beginnen, wusste Eva Weyl nicht sofort eine Antwort. Erst im Verlaufe des Gesprächs sagte sie plötzlich: »Der Tod meiner Mutter«. Denn die Last der Vergangenheit war durch diese immer präsent, das Verhältnis von Mutter und Tochter angespannt und für Eva belastend. Fast rechtfertigend erklärte Eva, dass sie erst nach dem Tod ihrer Mutter gespürt habe, welche Last von ihr selbst abfiel. Das Bild des Himmels an dem Tag unseres Gesprächs war unsere gemeinsame Darstellung dieser spät gewonnenen Freiheit.
Unsere Begegnung
Während Eva uns aus ihrem Leben erzählt merkt man als Zuhörerin schnell, dass es für sie eine Herzensangelegenheit ist, mit uns zu reden. Da Marina Evas Geschichte bereits einen Tag vor unserem Gespräch, in einer Schule hören durfte, erzählt sie uns nicht noch einmal alle Details. Trotzdem kostet sie das Erzählen Kraft. Umso schöner ist es, als sie über ihre Zeit nach dem Krieg berichtet: über die Zeit, in der sie lieben lernte und auch Dinge ihrer Vergangenheit loslassen konnte. Ich bin sehr beeindruckt davon, wie weit Eva uns als völlig Fremde in ihr Leben lässt. Mir schwebt der Satz eines Schülers im Kopf herum: »Ich kenne Dich jetzt.« Und da ist etwas Wahres dran!
Beim zweiten Treffen fahren wir zu Eva nach Amsterdam. In ihrer stilvoll eingerichteten Wohnung fallen sofort die vielen Fotos von Familie und Freunden auf. Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte. Eva ist eine exzellente Gastgeberin. Spätestens beim Auftischen des »Filet americains« hat sie unsere Herzen gewonnen. Nicht nur ihre Gastfreundlichkeit, sondern auch ihr aufrichtiges Interesse an uns und dem Projekt ZWEITZEUGEN e.V. macht Eva zu einer besonderen Person. Es zeigt sich, Eva stellt uns genauso gern Fragen, wie wir ihr. Nach einem viel zu kurzen Tag machen wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Ich für meinen Teil nachdenklich, aber auch berührt und froh, Eva kennengelernt zu haben.
Kennenlernen, Erinnern, Weitergeben
Eva Weyls ganze Geschichte für Zuhause
Das ganze Interview und alles zum Leben von Eva Weyl findest Du im Interview-Magazin. Wir durften die Zeitzeug*innen in ihrem Zuhause besuchen und zu ihrer persönlichen (Über)Lebensgeschichte befragen. Wir übernehmen damit einen Teil der Verantwortung, die Erlebnisse der Zeitzeug*innen ›Gegen das Vergessen‹ zu bewahren. Das gesamte Interview und alles rund um die Geschichten fassen wir unseren Magazinen zu jeder einzelnen Geschichte zusammen.