Shoshana Maze

Shoshana Maze ist eine stolze Frau. Mit erhobenem Kopf steht sie vor unserer Kamera in ihrem Wohnzimmer, als wollte sie sagen: »Ich lasse mich nicht unterkriegen.« Im nächsten Moment schneidet sie eine Grimasse, bringt uns zum Lachen, fordert uns zu einem Tänzchen auf. Sie überredet uns, doch bitte noch zum Abendessen zu bleiben. Aber immer wieder gibt es auch Momente dazwischen. Augenblicke, in denen sie müde aus dem Fenster schaut, und Pausen im Gespräch, weil sie nicht weiter erzählen kann.

Kurzbiografie

Die gebürtige Polin Shoshana Maze kam am 15. Mai 1948 ganz alleine in ein fremdes Land. Es war der erste Tag des neuen Staates Israel, der von diesem Moment an ihr neues Zuhause war. Über die Jahre, in denen sie versteckt auf engstem Raum mit ihrer Familie lebte, redet sie nicht. Dafür erinnert sie sich umso lebhafter an ihre Kindheit in einer glücklichen Familie, an Birken und Maiglöckchen.

»After the Schoah we wanted to live. I went to school, I learned piano, [...] we sang, danced, we started to live.«

Shoshana Maze

Ein Bild zum Weiterleben

Zum Ende unseres Treffens sitzen wir gemütlich in der Küche beisammen und Shoshana fragt uns über unser Leben in Deutschland aus: Was unsere Interessen sind und wie wir unser Leben gestalten? Es seien doch fast die gleichen Themen, wie sie die israelische Jugend beschäftigen. Nur ist in Israel das Leben nach wie vor stark durch die politische Unsicherheit geprägt. Darüber ist Shoshana müde.
In Deutschland war sie nur ein einziges Mal, aber da will sie auch nicht wieder hin. Ihr Zuhause ist Israel. Hier kommt sie zur Ruhe, kann nachts schlafen. Ihren Enkel Daniel haben wir auf dem großen Markt in Tel Aviv getroffen. Er ist in unserem Alter, liebt Israel und erzählte uns mit so viel Wärme von seiner Großmutter, dass wir ihn als Teil des Portraits direkt fotografierten. Es gibt helle wie dunkle Seiten. Das haben wir mit unserer ersten Begegnung gelernt. Wichtig ist: Shoshana Maze lebt.

 

 

Unsere Begegnung

Shoshana hat eine neue Heimat in Israel gefunden. Von diesem ihrem Land, ihrer Kunst und vor allem ihrer Familie erzählt sie, wenn man nach ihrem Leben danach fragt. Ihr Wohnzimmer ist eine große Galerie, die all ihre Kunstwerke zeigt. Mit ihrer großen Leidenschaft, der Bildhauerei, hat sie für sich einen Weg gefunden, mit den Bildern in ihrem Kopf umzugehen. Sie verarbeitet auf ihre eigene Weise.

»Ich wollte Musik studieren, aber mein Vater sagte nein, und so musste ich die Schule erst beenden, denn was er sagte, tat ich. Ich absolvierte ein Hochschulstudium für Soziale Arbeit, was mir sehr gefiel.
Ich ging einmal mit meinem Mann am Meer spazieren und sah einen Mann, der Steine aufsammelte. Er legte sie zusammen und formte Skulpturen daraus. Nach einer Weile bat ich meinen Mann, mir auch Steine zu sammeln, und ich begann mit der Bildhauerei. Später belegte ich einige Bildhauerkurse, und mache das seitdem.«

Über die Zeit während der Schoah redet sie nicht gerne, das ist abgeschlossen. In ihrem Gesicht erkennen wir einen Funken ihres Schmerzes der Erinnerung. Sie lebt in der Gegenwart. Und sie lebt voller Freude. Als eine ihrer Töchter zu Besuch kommt, erzählt sie mit dem Stolz einer Großmutter von ihren Enkeln und deren Leben.

 

Kennenlernen, Erinnern, Weitergeben

Shoshana Mazes ganze Geschichte für Zuhause

Das ganze Interview und alles zum Leben von Shoshana Maze findest Du im Ausstellungskatalog. Wir durften die Zeitzeug*innen in ihrem Zuhause besuchen und zu ihrer persönlichen (Über)Lebensgeschichte befragen. Wir übernehmen damit einen Teil der Verantwortung, die Erlebnisse der Zeitzeug*innen »Gegen das Vergessen« zu bewahren. Das gesamte Interview und alles rund um die Geschichten fassen wir unseren Magazinen zu jeder einzelnen Geschichte und einem Ausstellungskatalog mit zehn Interviews zusammen. 

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