
Lehrkräfte werden zu ZWEITZEUGEN-Multiplikator*innen
ZWEITZEUGEN-Methoden durchführen können und selbst als Zweitzeug*in Expert*in für eine Lebensgeschichte werden – dieser Herausforderung haben sich Ende Januar 2025 sieben Lehrkräfte gestellt.
Vom 20. bis zum 24.01.25 fand eine Multiplikator*innenausbildung in Winterswijk (Niederlande), in Kooperation mit der Synagoge Winterswijk, statt. Initiiert und finanziert wurde das Unterfangen von der EU-Geschäftsstelle der Bezirksregierung Münster.
Vorangegangen war eine Kennenlernveranstaltung im Sommer 2024, in der die Lehrkräfte bereits einen Überblick über das ZWEITZEUGEN-Konzept und Methoden erlangen konnten. Während der Ausbildungswoche im Januar 2025 in Winterswijk erprobten sie sich schließlich mit Hilfe vertiefender Hintergrundinformationen und in intensiver Auseinandersetzung selbst als Durchführende.
Die Lehrkräfte erhielten Input sowohl zum ZWEITZEUGEN-Konzept und dem Herz-Kopf-Hand-Prinzip als auch zur Oral History als Methode. Immer wieder ging es auch um die kritische Selbstreflexion: Was ist meine Rolle als Zweitzeug*in? Wie ordne ich die Erzählungen der Überlebenden passend ein? Wie finden wir einen Zugang zu unseren Zielgruppen? Mit dem theoretischen Kenntnissen ausgerüstet ging es nun darum, die ZWEITZEUGEN-Methoden selbstständig als Leitende durchzuführen. Neben der Erarbeitung der ›Postkartenmethode‹, der Methode ›Ein ganz normaler Tag‹, den ›Fußspuren‹ und dem ›Transfer ins Heute‹ bereiteten die Lehrkräfte vor allem auch das Herzstück des Vereins vor: Das Erzählen einer (Über)Lebensgeschichte. Erna de Vries, Margot Friedländer, Wolfgang Lauinger, Rolf Abrahamson, Leon Weintraub und Henny Brenner haben nun neue ausgebildete Zweitzeug*innen, die ihre Geschichten an Schulklassen weitertragen werden.
Auch ein gemeinsamer Spaziergang mit Führung durch den Synagogenkomplex Winterswijk bei dem wir spannende Einblicke in die Besonderheiten des Ortes und der hiesigen jüdischen Gemeinschaft erhielten, war Teil der Ausbildungswoche. Ebenso eine kollegiale Fallberatung; gemeinsam konnten wir uns mit den Lehrkräften zu (aktuellen) Herausforderungen in der Holocaust Education austauschen, uns gegenseitig beraten und unterstützen.
Mit dem neu erlernten Wissen und dem entsprechenden Material als Rüstzeug sind die Lehrkräfte nun an ihren Schulen aktiv, um eigene Projekte zu initiieren, ihr Wissen an Kolleg*innen weiterzugeben und auch andere Schulen zu besuchen. Damit ist der Prozess aber nicht abgeschlossen, wir bleiben in engem Kontakt und Austausch und freuen uns auf (weitere) gemeinsame Projekte!