
Soccer Science Day in Dortmund
Der Soccer Science Day, der am 28. Januar 2025 im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund stattfand, verband die Perspektiven von Wissenschaftler*innen, Menschen aus dem Bildungsbereich, Menschen aus Fußball-Lernorten und Fanprojekten sowie engagierten Jugendlichen. Das Motto »Fußball ist unpolitisch« zog sich durch alle Beiträge, denn die Mär vom unpolitischen Fußball ist längst enttarnt.
Bereits die Grußworte von Manuel Neukirchner und Henry Wahlig vom DFM sowie die Keynote von Christina Tacken, Leiterin des Projekts »Zweitzeug*innen im Fußball«, machten deutlich, warum dieser Fach- und Begegnungstag so wichtig ist: um die Erinnerung an den Nationalsozialismus zu wahren und auch heute aktiv zu sein und zu bleiben gegen Antisemitismus und Diskriminierung. So war der Anlass der Veranstaltung der 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am Vortag. Denn: Erinnern heißt handeln.
Zu dem Fach- und Begegnungstag war nicht nur ein Fachpublikum eingeladen, sondern auch Jugendliche. Die beiden Zielgruppen hatten individuelle Inhalte an dem Tag. Rund 80 Gäste aus Wissenschaft und dem Fußball-Kosmos hörten Impulsvorträge von Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Bildungsreferent*innen gehört und diskutierten darüber. Dabei wurde schnell klar: Antisemitismus ist im Fußball weiterhin aktuell. Besondere Erscheinungsformen und Funktionen von Antisemitismus wurden schon im ersten Vortrag von Micha Neumann von der Beratungsstelle ADIRA erläutert und diskutiert. Danach sprach Lasse Müller von Zusammen1 über Handlungsstrategien der Antisemitismusprävention im Profifußball. Ergänzend stellte Zoe Strupp vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk ihre Erfahrungen mit Gedenkstättenfahrten in Fußballkontexten und deren Förderungsmöglichkeiten vor.
Parallel arbeiteten die Jugendlichen in einem Workshop ihre Perspektiven auf diskriminierungssensible Bildungsarbeit heraus. Es wurden persönliche Erfahrungen geteilt und Fragen an die Expert*innen und das Fachpublikum gesammelt.
Mittags bereicherten die Jugendlichen die Podiumsdiskussion durch ihre Perspektive. Zwei Jugendliche sowie die drei am Vormittag Referierenden diskutierten insbesondere aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen durch demokratiegefährdende Entwicklungen. Es wurde diskutiert, wie man sich dem entgegenstellen kann.
Am Nachmittag folgten weitere Impulsvorträge. Dr. David Berchem (Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW) sprach über neue Herausforderungen durch Antisemitismus und Falschinformationen auf TikTok und stellte Überlegungen an, wie man dem durch eigene Inhalte entgegentreten kann. Felix Tamsut, freier Journalist, sprach darüber, wie er Antisemitismus in Fußballstadien und im Fußballkontext insgesamt erlebt und wie groß der Einfluss der Selbstorganisation von sich politisch positionierenden Fans ist. Den Abschluss des Tages bildete der Vortrag von Ronny Blaschke, Journalist und Autor, der den Blick auf eine weitere Diskriminierungsform warf: Er sprach über weltweiten, strukturellen Rassismus im Fußball und markierte die Kontinuitäten und bis heute anhaltenden Auswirkungen des Kolonialismus. Abschließend kamen die drei Experten auf einem erneuten Podium zusammen und diskutierten über den Stellenwert von politischer Arbeit in den Vereinen – und es wurde klar: Es bleibt viel zu tun!
Wir danken dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen für die Förderung, die diese Veranstaltung ermöglichte.