Unsere Bildungsarbeit wird antisemitismuskritischer

Der 7. Oktober 2023 – das größte Pogrom an Juden*Jüdinnen seit 1945 – hat erneut sichtbar gemacht, wie tief Antisemitismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Diese Erfahrung und aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis haben uns bei ZWEITZEUGEN e.V. bewegt, unsere Bildungsarbeit zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Unser Ziel: Kinder, Jugendliche und Erwachsene noch besser dabei zu unterstützen, heutige Formen von Antisemitismus zu erkennen, zu verstehen – und ihnen entschlossen entgegenzutreten.

Warum wir unsere Arbeit weiterentwickelt haben

Antisemitismus war nie verschwunden. Doch die Entwicklungen der letzten Jahre haben schmerzhaft gezeigt, wie präsent er heute ist. Für uns als Verein, der sich der Erinnerung an die Stimmen der Holocaust-Überlebenden verpflichtet, war klar: Wir müssen noch deutlicher zeigen, was diese Geschichte mit der Gegenwart zu tun hat.

Darum haben wir für 2025 ein vereinsweites Jahresziel formuliert:

  • Unsere Arbeit nach dem 7.10.2023: Wir wissen, wie wir antisemitismuskritische Bildungsarbeit umsetzen wollen und können. 

Eine eigens gegründete Taskforce hat dafür alle Workshop-Formate, Methoden und Materialien überprüft, überarbeitet und neu ausgerichtet.

 

Was antisemitismuskritische Bildungsarbeit für uns bedeutet

Antisemitismuskritische Bildung heißt für uns, jüdisches Leben in seiner Vielfalt sichtbar zu machen – damals wie heute. Wir zeigen, dass jüdische Stimmen, Perspektiven und Erfahrungen selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft sind – nicht reduziert auf Opferrollen oder als ›anders‹ markiert.

Gleichzeitig machen wir die Auswirkungen von Antisemitismus auf Betroffene sichtbar und thematisieren seine strukturellen Dimensionen: Antisemitismus ist kein Problem Einzelner, sondern Teil gesellschaftlicher Denkmuster und Strukturen.

Unsere Workshops regen deshalb gezielt zur Selbstreflexion an:
Wie denke ich über jüdisches Leben? Wo begegne ich Vorurteilen oder Schweigen? Und welche Handlungsmöglichkeiten habe ich selbst?

Was sich in unseren Workshops konkret verändert hat

Wir haben unsere Formate inhaltlich geschärft und methodisch weiterentwickelt:

  • Mehr Raum für Gespräche und den Transfer ins Heute
    Kinder und Jugendliche lernen, Antisemitismus als aktuelle Realität zu erkennen und eigene Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
  • Neue und überarbeitete Methoden
    Etwa zu Kontinuitäten von Antisemitismus, zur Reflexion eigener Vorurteile und zur Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart.
  • Klare Grundlagen
    Wir orientieren uns an der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus – sie ist fester Bestandteil der Workshops, sowohl in Standardsprache als auch in Leichter Sprache.
  • Veränderungen mit Bedacht
    Das Briefeschreiben und die Arbeit mit den Interviewmagazinen bleiben wichtige Bestandteile der Nachbereitung, um im Workshop selbst mehr Raum für Tiefe und Reflexion zu schaffen. 

Unser Ziel bleibt dasselbe

Die Geschichten der Überlebenden berühren im Herzen – aber sie sollen auch zum Denken und Handeln anregen. Wir möchten, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene als Zweitzeug*innen Verantwortung übernehmen – für eine Gesellschaft, die Antisemitismus erkennt, benennt und ihm aktiv entgegentritt.