Austausch mit Dr. Leon Weintraub & transnationale Dialoge: Never Forget

Im Rahmen des Never Forget-Projektes sind weitere 119 Jugendliche aus den USA zu Zweitzeug*innen geworden - und haben sich mit Jugendlichen aus Deutschland online ausgetauscht. 

Während am 13. September 50 Jugendliche mit Eva Weyl sprachen, lernten am 11. September 2024 weitere 69 Jugendliche der Brookfield Central High School Wisconsin und der O’Gorman High School in Sioux Falls die Geschichte von Dr. Leon Weintraub kennen. 

Beinahe 99 Jahre ist der Zeitzeuge alt - zugeschaltet aus seinem Zuhause in Stockholm, Schweden, teilte er seine Lebensgeschichte. Dr. Leon Weintraub, ZWEITZEUGEN e.V. in langer Freundschaft verbunden, startete das Gespräch mit seiner gewohnt lebensfrohen, herzlichen Art mit Witzen. Nach dem Eintauchen in seine Lebensgeschichte zeigte sich jedoch schnell die Skizze in die dunkle Vergangenheit des Mannes, der als Jude unter den Nationalsozialisten in Polen verfolgt wurde. 
Berührend sprach er über die Lebensbedingungen im Ghetto Lodz (Litzmannstadt), die enge heimische Wohnung, Gängelungen durch die Wehrmacht und die Rationierung von Nahrung. 

Die Jugendlichen lernten die Überlebensstrategien Weintraubs in den vier Konzentrationslagern kennen: “I tried to stay invisible”. Sie hörten von einem unbeschreiblichen Hungergefühl, das über sechs Jahre von 1939 bis 1945 anhielt und von dem erlösenden Moment der Befreiung: Dr. Leon Weintraub konnte aufgrund eines Bombenangriffs aus dem Todeszug entfliehen, der mitsamt Passagieren im Bodensee versenkt werden sollte. Besonders beeindruckt zeigten sich die Schüler*innen von seinem Kampf zurück ins Leben: Dr. Leon Weintraub erfüllte sich nach dem Krieg seinen großen Traum und schaffte es trotz aller Hindernisse, Medizin zu studieren. Er arbeitete bis zu seiner Rente als Arzt in der Geburtshilfe - nachdem er von Tod umgeben war, widmete er sich nun der Aufgabe, neues Leben auf die Welt zu bringen

Dr. Leon Weintraub beantwortete anschließend Fragen und teilte auch seine Erlebnisse und Gedanken zum 7. Oktober 2023, den er selbst in Israel überlebte. Den Jugendlichen wird seine Einstellung im Gedächtnis bleiben, sich trotz all der schlimmen Erfahrungen nicht als Opfer zu sehen: “I call myself a victor not a victim. Because my persecutors are gone and I’m still here.”

Mehr über Leon Weintraub hier.

Dr. Leon Weintraub beantwortet Fragen von Jugendlichen aus den USA.

Im Laufe des Projektes sind mittlerweile über 180 Jugendliche aus Deutschland und den USA zu Zweitzeug*innen von Lisa Baer, Norbert Strauss, Eva Weyl und Dr. Leon Weintraub geworden. Im nächsten Schritt des Projektes trafen die Teilnehmenden in transnationalen Online-Dialogen aufeinander. Die Jugendgruppen aus Deutschland tauschten sich mit den Schüler*innen aus den USA aus. Als Zweitzeug*innen erzählten sie sich gegenseitig die Geschichten der Zeitzeug*innen, die sie getroffen haben. Außerdem diskutierten sie: Wie blicken wir auf den Holocaust? Wo und wie setzen wir uns mit ihm auseinander?? Und was nehmen wir aus diesem Projekt mit? Dabei sind viele inspirierende Impulse entstanden.

Seinen Abschluss findet das Projekt am 25. September in der Alten Synagoge in Essen. Dann kommen alle Teilnehmenden vor Ort und online zusammen und die Jugendlichen beider Länder zeigen, wie sie die Biographien der Überlebenden als internationale Zweitzeug*innen weitertragen werden.

 

Jugendliche aus Deutschland und den USA treffen im transnationalen Online-Dialog aufeinander.
Jugendliche aus Deutschland und den USA treffen im transnationalen Online-Dialog aufeinander.
Jugendliche aus Deutschland und den USA treffen im transnationalen Online-Dialog aufeinander.