Ausstellung ›Überlebende des Holocaust‹ in Haltern am See

Wir konnten gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Haltern und der Stadt Haltern am See knapp 550 Menschen vom 09. bis zum 24.11.2019 unsere Ausstellung ›Überlebende des Holocaust‹ im Paul-Gerhardt-Haus in Haltern am See zeigen.

Der Halterner Bürgermeister Bodo Klimpel fand bei seiner Ansprache bei unserer Vernissage am geschichtsträchtigen 9. November in Haltern am See klare Worte:

Nationalsozialistisches Gedankengut hat in Haltern keinen, wirklich absolut gar keinen Platz!

Der volle Gemeindesaal.

Der volle Gemeindesaal.
 

Die rund 75 Besucher*innen im vollen Gemeindesaal stimmten ihm applaudierend zu,  bevor sie in der Ausstellungsführung die Lebensgeschichten der Holocaust-Überlebenden kennenlernen konnten.

Im Mittelpunkt unserer Ausstellung standen Portraits von fünf Zeitzeug*innen: Rolf Abrahamson, Eliezer Ayalon, Schwester Johanna, Eva Weyl und Hannah Pick-Goslar. Zwei der Zeitzeug*innen waren dem/der einen oder anderen Besucher*in vielleicht sogar schon bekannt: Schwester Johanna  und Rolf Abrahamson, beide leben bis heute unmittelbar in der Nähe

Schwester Johanna, 1926 in Münster als Ruth Eichmann geboren, lebt im nur 20 Kilometer entfernten Ursulinenkloster in Dorsten. Als Tochter einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters wurde sie auf Wunsch der im Sterben liegenden Großmutter katholisch getauft. Diese Weitsicht rettete Schwester Johanna durch die nationalsozialistische Diktatur. Hier kannst Du mehr über Schwester Johanna erfahren: Schwester Johanna.

Rolf Abrahamson, geboren und aufgewachsen in Marl, überlebte sieben verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager. Als einziger Überlebender seiner Familie kehrte er nach dem Krieg nach Marl zurück, wo er bis heute lebt. Hier kannst Du mehr über Rolf Abrahamson erfahren: Rolf Abrahamson.

Unsere »Briefewolke« – Installation

Vor allem im Rahmen unserer Bildungsarbeit können Schüler*innen Briefe an die Überlebenden schreiben. Einige davon sind inzwischen auch Teil der Ausstellung, in unserer »Briefewolke« – Installation.  Besucher*innen können lesen, wie wie gut Kinder und Jugendliche die Geschichten der Überlebenden verstehen und nachfühlen können. Viele Briefe thematisieren die schreiende Ungerechtigkeit – wir zeigen sie daher als Symbol gegen Antisemitismus und Rassismus und für Empathie und Toleranz.

Auch im Rahmen der Ausstellung in Haltern waren Schüler*innen und Besucher*innen dazu eingeladen, Briefe an die Überlebenden oder deren Angehörige zu schreiben. Insgesamt werden wir in den nächsten Wochen ca. 150 Briefe zur Post bringen.

Hier seht Ihr in einem Video, wie viel das den Überlebenden bedeutet.

Die Programm-Highlights

Am Donnerstag, den 14.11.19, fand mit der Vorführung unseres ZWEITZEUGEN- Films »Auf gute Nachbarschaft« ein weiteres Programm-Highlight statt. Der Film zeigt die besondere Begegnung von Siegmund Pluznik, einem jüdischen Widerstandskämpfer, und Carlo Lietz, einem desertierten Wehrmachtssoldaten, die im Altersheim erst Nachbarn und dann zu Freunden wurden.

Als Ehrengast durften wir an diesem Abend Eva Weyl (*1935) begrüßen, deren Portrait und Geschichte ebenfalls Teil der Ausstellung ist. Die in den Niederlanden geborene Eva, wurde im Alter von 6 Jahren zusammen mit ihrer Familie ins Lager Westerbork gebracht. Dort lebten sie gemeinsam bis zur Befreiung des Lagers im April 1945. Heute wohnt Eva wieder in den Niederlanden, ist aber als Zeitzeugin, die noch aktiv ihre Geschichte selbst in Schulen erzählt, häufig in Deutschland.

Ein besonderer Moment: Die Zeitzeugin Eva Weyl erzählt neben ihrem Portrait von ihrem Schicksal.
 

Die 35 Besucher*innen hatten so die besondere Gelegenheit, Eva persönlich kennenzulernen und ihre Geschichte nicht nur durch uns »Zweitzeug*innen«, sondern von ihr selbst zu hören.

In unseren insgesamt acht Führungen durch die Ausstellung konnten wir den Besucher*innen unseren emotionalen Zugang zum abstrakten Thema Holocaust vermitteln und der Geschichte Gesichter geben. Insbesondere die Kraft der Zeitzeug*innen, nach dem Krieg weiterzumachen und sich ein neues Leben aufzubauen, faszinierte die Besucher*innen sehr. Auch unsere Bildungsarbeit kam nicht zu kurz! Insgesamt konnten wir mit unseren Bildungsworkshops 180 Schüler*innen aus Haltern erreichen.

Als Erinnerung hinterlassen wir der Gemeinde Haltern eine bunte Leinwand als Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung. Alle Besucher*innen waren eingeladen waren, sich mit ihrer Unterschrift als »Zweitzeugen*innen in Haltern« zu verewigen und die kennengelernten Überlebens-Geschichten in ihre eigenen Kreise weiterzutragen. Wir finden, das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und Helfer*innen!