Neue Zweitzeug*innen erzählen (Über)Lebensgeschichten

Bei unserer Bildungsarbeit spielen unsere ehrenamtlichen Multiplikator*innen eine große Rolle. Sie erzählen die Geschichten der Überlebenden des Holocausts anstelle der Zeitzeug*innen als Zweitzeug*innen weiter und sind für die Schüler*innen häufig eine große Inspiration für gesellschaftliches Engagement.

Umso wichtiger ist es, dass unsere Zweitzeug*innen alle Grundlagen und Möglichkeiten an die Hand bekommen, um unsere Zweitzeug*innen-Projekte in Zukunft eigenständig durchführen zu können. Sie sollen die Geschichten der Überlebenden und unser didaktisches Konzept kennenlernen und erproben können.

Am letzten Tag unserer Ausstellung in der Kirchengemeinde St. Antonius und St. Benediktus in Düsseldorf-Oberkassel organisierten wir also eine interne Zweitzeug*innenschulung. Die sieben neuen Zweitzeug*innen hatten in der ganztägigen Schulung die Möglichkeit, die (Über)Lebensgeschichten unserer Zeitzeug*innen Schwester Johanna, Djordje Alpar und Chava Wolf kennenzulernen. In Zweier-Teams bereiteten sich die neuen Zweitzeug*innen mithilfe der Interview-Hefte der Zeitzeug*innen auf das erste eigene Erzählen einer Geschichte vor. Sie lauschten den Stimmen der Überlebenden mithilfe unserer Audio-Interviews und notierten sich Gedanken und Anmerkungen zu den so unterschiedlichen Leben der Zeitzeug*innen vor, während und nach dem Krieg.

Während einer kurzen Mittagspause bei Kaffee, Kuchen und warmen Waffeln, hatten wir zudem die Gelegenheit, uns alle ein bisschen besser kennenzulernen. Besonders spannend war es für mich zu hören, auf welche Art und Weise die verschiedenen Menschen den Weg zu ZWEITZEUGEN e.V. gefunden haben.

Anschließend konnten die Zweitzeug*innen das erste Mal in geschütztem Rahmen die Geschichte eines oder einer Zeitzeug*in erzählen. Das Spannende war: Einige  Besucher*innen der Ausstellung kamen zufällig hinzu und fragten nach einer kleinen Führung. Ganz spontan entschieden wir uns dafür, die Besucher*innen beim Erzählen der Geschichten lauschen zu lassen. Den Zweitzeug*innen merkte man zunächst die Aufregung etwas an, doch dann gelang es allen, die Geschichten der Überlebenden auf berührende und ruhige Art und Weise zu vermitteln. Alle hörten aufmerksam zu, waren sichtlich gerührt und applaudierten nach jeder Erzählung.

Danach tauschten wir uns über die Erzählungen aus, gaben einander Feedback und Tipps für das Erzählen in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Unsere neue Zweitzeugin Claudia resümierte für sich den Tag:

»Heute war ich in Düsseldorf bei der ZWEITZEUGEN-Ausstellung und habe mich sehr gefreut, meine neuen Kolleginnen und Kollegen (wieder) zu treffen. Wir haben aber nicht nur die Ausstellung angeschaut, sondern waren auch fleißig und haben uns mit den Geschichten der Zeitzeug*innen beschäftigt, damit wir bald auch gut ausgebildete Zweitzeug*innen sind. Das war ein sehr schöner Tag und eine berührende Ausstellung.«

Mit einem breiten Lächeln und voller Stolz auf die neuen Multiplikator*innen fuhr ich schließlich nach Hause. Einige von ihnen stehen vor der ersten Hospitation, die Teil unserer Zweitzeug*innen-Ausbildung ist. Anderejedoch erwartet in der nächsten Zeit bereits ihr erstes eigenes ZWEITZEUGEN-Projekt. Ich erinnerte mich an meinen eigenen Start im Verein, bin sehr glücklich und hoffe, dass unsere Zweitzeug*innen-Ausbildung im nächsten Jahr in eine neue Runde gehen wird.

Autorin: Ksenia Eroshina

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Ksenia Eroshina

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